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Wie ich das Staatsexamen überlebt habe

10/17/2019

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Die letzten Monate, Halleluja. Die Vorbereitungen auf das 2. Staatsexamen haben mir wirklich so einiges abverlangt. Es war nicht einfach, und gerade deshalb würde ich meine Erfahrungen und Erlebnisse gerne hier mit euch teilen. Das 2. Staatsexamen in Deutschland ist die schriftliche Prüfung nach dem klinischen Abschnitt (meist im 5. Studienjahr) und Voraussetzung, um das darauffolgende praktische Jahr beginnen zu können. Bevor ich mit dem intensiven Lernen anfing, habe ich vergebens nach Erfahrungsberichten, Lerntipps und Empfehlungen für die Examensvorbereitungen gesucht. Nada - dazu findet Google nicht wirklich viel. Deshalb hoffe ich, einigen von euch damit helfen zu können. 
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Wann hast du angefangen zu lernen?

Die Oberstreber unter uns würden hier wahrscheinlich antworten, na an Tag 1 meines Studiums natürlich. Aber thelischka sieht das anders: das Lernen für das Staatsexamen habe ich ganz anders empfunden, als das Lernen für Zwischenklausuren während meines Studiums. Und das meine ich nicht unbedingt im negativen Sinne. Ich war überrascht, wie viel Wissen aus meinem Unterbewusstsein erweckt wurde, als ich Thema für Thema wiederholte. Manche Themen verstand ich dadurch erst so richtig. Und dann gab es natürlich Themen, die konnte ich einfach nicht mehr hören, weil sie in beinahe jedem Fach mindestens einmal durchgekaut wurden oder weil ich sie mir einfach nicht merken WOLLTE.  Ich habe relativ früh mit dem beliebten 100-Tage-Lernplan von Amboss angefangen, um ihn in Rufe erstmal auszutesten zu können und zu sehen, wie ich damit zurecht komme.

Ist das 2. Staatsexamen schlimmer als das Physikum?

Schwer zu vergleichen. Vor dem Physikum war ich von Grund auf wesentlich aufgeregter,  vor allem weil der mündliche und schriftliche Teil so nahe beieinander lagen. Die Unwissenheit, welchen Prüfer man bekommen und wie nahe die Mündliche an der Schriftlichen liegen würde - all das fand ich nervlich viel belastender. Allerdings war die intensive Lernphase viel viel kürzer, 30 Tage im Vergleich zu mindestens 100 Tagen für das 2. Staatsexamen. Obwohl eine so lange Vorbereitungsphase für das 2. Staatsexamen erstmal endlos und zermürbend klingt, so fand ich sie insgesamt entspannter und besser zu ertragen als die Vorbereitung auf das Physikum. 

Womit hast du Gelernt?

Ein Wort: Amboss. Ich weiß, dass einige von euch Amboss kritisch gegenüber stehen, weil es völlig digitalisiertes Lernen ist und man quasi nichts "zum Anstreichen in der Hand hat". Ich habe bereits während den Vorlesungen angefangen, mit Amboss zu lernen, meine Vorlesungsmitschriften durch Amboss und Lehrbücher zu ergänzen und Zusammenfassungen zu möglichst vielen Themen zu erstellen. Das Lernen mit Amboss hat mir extrem geholfen, weil ich jeden meiner Gedankensprünge sofort durch einen Klick verfolgen und Wissenslücken dadurch viel schneller füllen konnte, als ich das mit Nachblättern in Mitschriften oder Lehrbüchern je geschafft hätte. Falls euch der Aufbau von Amboss noch nicht bekannt ist: zu (fast?) jedem Thema aus dem Lernzielkatalog gibt es eine Karteikarte, die in Abstract (kurze Zusammenfassung), Definition, Epidemiologie, Pathophysiologie, Klinik/Symptome, Diagnostik, Therapie und Prognose unterteilt ist. Darüberhinaus werden fast alle Inhalte durch Bilder, Grafiken oder sogar Videos zum besseren Verständnis ergänzt. Diese Karten kann man im Klinik-Modus, aber auch im Arzt-Modus lesen. Dieser ist viel detaillierter und damit natürlich auch zeitaufwändiger. Für Themen, die besonders oft vom IMPP gefragt, habe ich mir den Arzt-Modus manchmal angetan, ist aber definitiv Mehraufwand, den man sich sparen kann. 

In den letzten Wochen vor dem Examen habe ich zu gewissen Themen (häufigste Krebserkrankungen, Diabetes mellitus, Schlaganfall, Herzinfarkt) die aktuellen Empfehlungen der jeweiligen S3-Leitlinien gegoogelt und das Wichtigste nachgelesen. Das kann ich auf jeden Fall empfehlen, weil ich oft das Gefühl hatte, dass manche Antwortmöglichkeiten der IMPP-Fragen ähnlich oder fast gleich formuliert wurden wie Aussagen in Leitlinien. Außerdem haben mir die Leitlinien-PDFs sehr bei der Bearbeitung von Patientenfällen geholfen, weil genaue Empfehlungen zu Reihenfolge und Ablauf der Diagnostik und Therapie gegeben werden, was ich bei Amboss oft vermisst habe. Auf Amboss werden zwar alle Diagnostik- und Therapiemöglichkeiten aufgelistet, allerdings meist nicht in der Reihenfolge, nach der das IMPP sehr oft fragt. 
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Was würdest du an deinem lernplan rückblickend ändern?

Das ist eine schwierige Frage, die ich mir in den letzten Tagen selbst schon oft gestellt habe. Gerade bei Fragen, die ich im Examen falsch beantwortete, ärgere ich mich im Nachhinein besonders - ich hätte ja dies noch nachlesen, oder das nochmal intensiver wiederholen können. Und dann gab es Fragen, die hätte ich beim besten Willen nicht beantworten können - egal wie viel ich auf meine Art gelernt hätte. Diese Fragen ärgern mich am meisten, weil ich nicht weiß, wo ich dieses Wissen hätte herbekommen sollen.  Ich kann euch nicht sagen, was ich anders gemacht hätte. Ich denke, wenn ihr mit euren  Mitschriften aus Vorlesungen und Seminaren lernt, diese mit Amboss und Lehrbüchern ergänzt und zum Abschluss noch Leitlinien oder so manche Wikipedia-Artikel heranzieht -  wie soll man noch mehr schaffen? Ich weiß nicht welche Absicht hinter den so manchen abgefahrenen IMPP-Fragen steckt - eine praxisrelevante jedenfalls nicht. Es wird immer Fragen geben, die ihr nicht wissen könnt, egal wie gut ihr vorbereitet seid. Das ist demotivierend, ich weiß, aber gleichzeitig auch sowas von egal - deshalb werden wir keine schlechten Ärzte. 
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Wie oft hast du Pausen eingelegt?

Rückblickend eigentlich oft, in den letzten Wochen vor dem Examen allerdings viel zu selten. Ich habe jeden Monat mindestens 7 Tage Pause eingeplant - in den ersten Monaten am Stück, danach gestückelt. In den letzten Wochen - ich weiß selbst nicht woran es lag - KONNTE ich einfach keine ordentliche Pause mehr einlegen. Nach einem halben Tag Pause kam schon Panik auf, weil ich nichts gemacht habe, obwohl ich eigentlich total im Zeitplan war. Ich konnte einfach nicht entspannen, keine Ruhe finden, ein paar Stunden Pause um zum Sport oder zum Essen zu gehen haben mir schon mehr als gereicht. Ich kann euch nur empfehlen, auf euch selbst zu hören. Euch eine Pause zu geben, wenn ihr eine Pause braucht, und weiter zu lernen, wenn ihr keine Pause braucht. Haltet euch auch bitte nicht zu strikt an euren Lernplan. Denkt daran, dass ihr den Plan erstellt habt, als ihr noch überhaupt keine Ahnung davon hattet, wie es euch damit ergeht. Gebt euch die Freiheit, im Plan flexibel sein zu können, manchmal mal 2 Lerntage an einem zu powern, manchmal eben 1 Lerntag an zwei Tagen und einen Tag einfach mal Kraft zu tanken, wenn ihr das braucht. Hört da wirklich auf euren Körper!
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Eine Botschaft an euch

Wenn ihr so sensibel seid wie ich, dann werdet ihr heulen, keinen Bock mehr haben, an euch zweifeln, aufgeben wollen. Wie oft ich meinem Freund, meinen Freunden, meinen Eltern, meiner Schwester, meinen Großeltern heulend in den Ohren gehangen bin. Wie oft ich mir abends dachte, wie soll ich das schaffen. Aber wisst ihr was, das soll überhaupt keine Frage sein. Man kann alles schaffen, egal wie. Ihr seid in eurem Studium so weit gekommen, dass ihr Staatsexamen schreiben DÜRFT. Das ist schon mal eine Riesenleistung, schätzt euch! Ihr habt schon so viel geschafft, jetzt schafft ihr dieses "Staatsexamen" auch noch. Es werden Tage kommen, die nicht schön sein werden. Tage, an denen ihr Disziplin, Leidensfähigkeit und Durchhaltevermögen mit aller Kraft aufbringen müsst. Aber vergesst nicht, ihr seid nicht allein. Mit euch schreiben tausend andere in Deutschland, und sie alle kochen mit dem gleichen Wasser. 

xoxo

​eure thelischka 
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    thelischka.com is an Austrian Blog by the Medicine student Lisa Maria living in Munich. Thelischka is especially known from Instagram and writes about food, restaurants, travel and lifestyle. 

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